Wozu Kirchen erhalten? Gedanken zum Kichweihfest

Schließen Sie einmal für einen kurzen Augenblick Ihre Augen. Stellen Sie sich nun bitte eine Kirche vor! Woran denken Sie nun: An die Kirche in ihrem Dorf oder in Ihrem Ortsteil? Oder an ein Gotteshaus, das Sie einmal bei einem Ausflug oder eine Reise besichtigt haben? Egal ob alt oder jung, ob hell oder dunkel, ob kahl oder üppig verziert – Kirchen sind für die meisten von uns Kraftorte. Dort dürfen wir zur Ruhe kommen, auftanken und uns inspirieren lassen. Kirche sind Orte der Gemeinschaft, des Erinnerns und Gedenkens, bieten aber auch Raum für neue Hoffnung und Zuversicht. Wie gut, dass wir solche Plätze haben, in denen Gott „unter uns sein Zelt aufschlägt“, wie es in der biblischen Überlieferung heißt. Er, der Allerhöchtse, will in unserer Mitte wohnen, damit wir ihm immer wieder begegnen dürfen: In der Stille und im Gesang, in gemeinschaftlichem Gottesdienst und privatem Gebet, in bestaunenswerter Architektur und prachtvollen Kunstwerken, in Bildern, Formen und Farben. Wie viele Anküpfungspunkte zu Gott uns doch unsere Kirchen bieten!

Unterhalt und die Pflege der Gotteshäuser aber ist mancherorts keine Selbstverständlichkeit mehr. Die Kassen sind oftmals leer, zu wenige Menschen kommen zum Gottesdienst, es gibt zu wenig Hauptamtliche, die sich um die Litugie und die Feier der Sakramente kümmern. In manchen Orten feiern nur noch wenige Gläubige sonntags die heilige Messe mit. Für viele ist dort von einer lebendigen Gemeinschaft nur mehr wenig zu spüren. Wozu also diese Gebäude noch die ganze Woche über öffnen, wozu sie schmücken und renovieren?

„Wir werden diese Kirchen nicht erhalten können, wenn wir sie nur zur Folklore nutzen“, sagte der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke im vergangenen Jahr. Es braucht also nicht einfach nur Geld, sondern auch den sozialen Zusammenhalt vor Ort, gelebtes Christ-Sein in den Familien und in der Nachbarschaft, die bewusste Gestaltung des Kirchenjahres, gemeinsames Beten und Singen, aufopferungsvolles  Engagement von Ehrenamtlichen – damit unsere Kirchen erhalten bleiben können. Vielleicht hilft es uns, Kirchen nicht nur pflichtschuldig am Sonntag für den Gottesdienstbesuch zu betreten, sondern sie in unser Leben miteinzubeziehen: Wenn wir uns besinnen, wenn wir traurig sind und Angst haben, wenn wir feiern, wenn wir verabschieden und willkommen heißen, wenn wir Kultur erleben und das Leben genießen, wenn wir zerrissen sind und Bestärkung brauchen. Kirchen inspirieren mich zu einem christlichen Lebensalltag. Und mein Leben mit dem Glauben lenkt meine Schritte schließlich wieder zurück  zu den Kirchen. Dazu lädt mich dieses Kirchweihfest 2023 ein.   

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg