"Krippe ohne Jesus?" - Geistliche Gedanken zum Festtag „Erscheinung des Herrn“

Neulich auf einem Weihnachtsmarkt: Eine Krippe wird zum Verkauf angeboten. Darunter steht auf einem kleinen Zettel. „Ohne Jesus, Minus 10%.“ 10 Prozent Ersparnis also, weil das Jesuskind für die Krippe fehlt. Ich musste schmunzeln, als ich das las; und zugleich kam ich ins Nachdenken: Genügen 10 Prozent Rabatt, wenn die Hauptfigur von Weihnachten, wenn das Jesuskind fehlt? Da knien die Hirten vor der leeren Krippe? Da kommen die Weisen aus dem Osten und bringen ihre Geschenke der leeren Krippe? Da singen die Engel ihr „Ehre sei Gott in der Höhe“, und die Krippe ist leer? Das macht doch keinen Sinn! Ich meine: 90 Prozent Nachlass wären angemessen, weil ja das Wichtigste, die Mitte, der Inhalt fehlt, und – bildhaft gesprochen - nur der Rahmen existiert. Freilich, auch der Rahmen eines Bildes hat einen Wert. Wenn aber das Gemälde darin fehlt, illustriert der Rahmen nur die Leere, erfüllt also seine Bestimmung nicht, einem Bild mehr Glanz zu verleihen.

Und da möchte ich einhaken: Man kann Weihnachten schon ohne Jesus feiern, aber das Entscheidende fehlt. Man kann Ostern als „Hasenfest“ begehen, aber die Mitte geht verloren. Man kann Pfingsten als Gelegenheit für den Familienurlaub begreifen, aber die spirituelle Tiefe des Tages wird nicht einmal angekratzt.

Eine „Krippe ohne Jesus“ nur um 10 Prozent im Preis reduzieren, suggeriert, dass der Mangel verschmerzbar ist. Ist er nicht! Auf die Mitte, auf das Kind in der Krippe kommt es an! Das behaupte ich nicht nur mit einem fetten Ausrufezeichen, das kann ich auch belegen mit dem Beispiel vieler Menschen, denen ihr Glaube eine neue Lebensqualität, eine neue Freiheit, eine neue Sinnhaftigkeit gegeben hat.

Die Kirche feiert am 6. Januar den Dreikönigstag. Weise aus dem Osten machen sich auf den Weg zum „neugeborenen König der Juden“. Sie bringen dem Kind das Gold ihrer Liebe, den Weihrauch ihrer Anbetung, die Myrrhe ihrer Schmerzen. Ihr Weg zum Kind wird zum Bild für die Wallfahrt unseres Lebens vom Morgenland der Geburt und der Jugend über den Zenit des Erwachsenenalters bis zum Abendland des Todes. Wir alle stehen an unterschiedlichen Stellen unserer Lebenswallfahrt, aber all diese Stellen haben eben ein Ziel: Die Begegnung mit dem Christuskind. Und wer ihm einmal wirklich begegnet ist, weiß: Dieser Kontakt verändert. Der Evangelist Matthäus drückt das ganz lapidar mit dem Satz aus: „Sie zogen auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“ Diese verändernde Begegnung wünsche ich Ihnen. Und: Eine Krippe kaufen, ob mit 10 oder mit 90 Prozent Rabatt ist eh keine gute Idee. Bauen Sie doch Ihre eigene Krippe für Weihnachten 2024, aber bitte mit Jesus.

Pfarrer Markus Fiedler, Postbauer-Heng/Seligenporten