Innehalten: Gedanken des Dekanatsreferenten zum Josefstag

Neumarkt/Habsberg (dbnm) - In einem Impuls zum Hochfest des heiligen Josef, das die katholische Kirche am 19. März begeht, beschäftigt sich Dekanatsreferent Christian Schrödl mit dem möglichen Sinn von Quarantäne, Isolation und Verzicht.

„Das ist, was eine Epidemie uns zeigt: wie verwundbar wir alle sind, wie abhängig von dem rücksichtsvollen Verhalten an derer aber damit eben auch“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrer gestrigen Fernsehansprache.  „Wir müssen zusammen stehen, indem wir uns voneinander fern halten“, formulierte neulich ein Geistlicher aus dem Dekanat Neumarkt. Politiker und Virologen bemängeln daher, mit welcher Sorglosigkeit Menschen noch immer in der Öffentlichkeit unterwegs sind und viele ihrer Mitbürger durch ihr Verhalten gefährden. Ist das nicht nur sorgenlos, sondern sogar rücksichtslos?

Josef – den Gedenktag dieses Heiligen feiert die Kirche am heutigen Tag. Seine Spuren verlieren sich in den Evangelien. Wir wissen nicht, wie alt er wurde, wann und wo er starb.  Er verdiente als Bauhandwerker in Nazaret und den Baustellen der Umgebung für sich und seine Familie den Lebensunterhalt. Doch er scheint ein wacher, aufmerksamer und sensibler Zeitgenosse gewesen zu sein. Papst Franziskus stellte ihn uns in seiner Amtseinführung heute vor genau sieben Jahren als „Hüter“ vor: „rücksichtsvoll, demütig, im Stillen, aber beständig gegenwärtig und in absoluter Treue, auch dann, wenn er es nicht versteht.“ 

Auch wenn wir nicht alles begreifen oder nachvollziehen können, was um uns herum passiert: Rücksichtnahme und Demut, besondere Aufmerksamkeit, der Rückzug in Stille können in diesen Tagen und Wochen auch für uns besonders wichtige Möglichkeiten sein, um unsere  Verantwortung füreinander wahrzunehmen und unsere Solidarität und Nächstenliebe zum Ausdruck zu bringen. Das gilt auch für unser kirchliches Leben: Wie paradox es doch ist, auf die Feier der Sakramente und die Gemeinschaft zu verzichten! Doch die Verantwortung kann manchmal auch darin liegen, sich klein zu machen, still zu werden, zurückzustecken, zu verzichten  und zu erspüren, was wirklich wichtig ist. Vielleicht können wir in dieser Zeit auch wieder stärker spüren, welchen Trost uns das persönliche Gebet vermitteln will.

Josef ist ein „Hüter“, so sagt uns Papst Franziskus, „weil er auf Gott zu hören versteht, sich von seinem Willen leiten lässt. Und gerade deshalb ist er noch einfühlsamer für die ihm anvertrauten Menschen, weiß mit Realismus die Ereignisse zu deuten, ist aufmerksam auf seine Umgebung und versteht die klügsten Entscheidungen zu treffen.“  Dieser Heilige aus Nazaret kann uns die Augen öffnen: Die Qualität unseres Glaubenslebens bemisst sich nicht an der Zahl der Eucharistiefeiern und Kreuzwegandachten, der Sitzungen und Veranstaltungen. Ist es nicht viel wichtiger, in unserem Herzen für Gott und die unsere Mitmenschen Platz zu haben? Quarantäne, Isolation, Verzicht – das sind für uns sehr schmerzhafte Erfahrungen, aber vielleicht auch eine Einladung zu mehr Aufmerksamkeit und Rücksicht. Denn verwundbar sind wir alle.

Passen Sie gut auf sich auf!

Ihr Christian Schrödl