Impuls zum Weißen Sonntag: Mit Zweifeln freundlich umgehen

Neumarkt (dbnm) - Diakon Peter Heyd aus der Neumarkter Münsterpfarrei St. Johannes beschäftigt sich mit dem zweifelnden Apostel Thomas.

Mit Zweifeln freundlich umgehen

(Joh 20,19—29)

Der verschlossene Raum ist schwach beleuchtet – besser so, wenn man nicht gefunden werden will. Zehn Männer der Kerntruppe sitzen separat beisammen; flüsternd, schweigend. Erregung liegt in der dicken Luft: der Leichnam ihres als Verbrecher hingerichteten Meisters ist verschwunden. Zudem soll er angeblich am Leben sein. Eine Frau aus ihren Reihen will ihn gesehen und mit ihm gesprochen haben. Einer ihres engsten Kreises ist trotz der Gefahr, den Feinden in die Hände zu fallen, hinausgegangen: Besorgungen machen; Gerüchten nachgehen.

Dann geschieht plötzlich das Unmögliche: Ihr tot geglaubter Meister steht vor ihnen im Raum. Die Zehn und alle Anwesenden bekommen im Schock nur Teile dessen mit, was er sagt und tut: „Friede“ – die Wunden der Hinrichtung an seinem Körper – „ich sende euch aus“ – er haucht sie an – „Heiliger Geist“ – vergebt die Sünden. Wie lange war ihr Herr da? Sie können es nicht sagen. Aufregung, Freude, Fragen, Begeisterung, Gotteslob erfüllen den Raum.

Jener eine, Thomas mit Namen, kommt von seinem Gang zurück und ist wie vor den Kopf gestoßen. Was ist passiert? „Wir haben den Herrn gesehen!“ Thomas glaubt es nicht. Worte sind zu wenig: er will den Herrn und seine Wunden selbst sehen. Er will ihn anfassen. Nur dann wird er glauben. Acht Tage später: Der Herrn steht urplötzlich wieder vor ihnen! Er gibt Thomas die Chance seine Wunden zu sehen und sie zu berühren. Thomas fällt beschämt zu Boden. Er muss ihn nicht mehr anfassen. Es bricht aus ihm hervor: „Mein Herr und mein Gott!“

Hätten die anderen Jünger geglaubt, ohne Jesus gesehen zu haben? Glauben wir an ihn, die wir ihn nie direkt gesehen und gehört haben? Glauben wir seiner Verkündigung? Wir haben unsere Zweifel. Und das ist zutiefst menschlich. Denn der Zweifel gehört zum Glauben dazu, wie die Nacht zum Tag. Jesus wusste das. Er ermöglicht Thomas seine eigene Form zu glauben; er geht auf seine Zweifel ein. Das heutige Evangelium (Joh 20,19—29) lädt uns ein: Gehen auch wir mit dem Zweifel in uns freundlich um – er kann uns zu stärkerem Glauben führen. Mit Gottes Hilfe.

Diakon Peter Heyd, Neumarkt

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