Impuls für den Alltag: Von klugen und törichten Jungfrauen

Neumarkt (dbnm) - Katholische und evangelische Seelsorger bieten in der Neumarkter Presse und auf dieser Dekanatshomepage alle zwei Wochen kurze Impulse dazu, das eigene Leben mit dem christlichen Glauben zu gestalten.

Verantwortung und Achtsamkeit

„Jetzt geht’s schon wieder los! Hätte man das nicht vermeiden können…?“, so dachte ich letzte Woche, als der erneute Lock-Down verkündet wurde. Diesmal fallen die Einschränkungen zwar etwas geringer aus als im Frühjahr, aber dennoch sind sie sehr schmerzlich etwa für die Gastronomie oder die Unterhaltungsbranche.

Ich persönlich meine, in den vergangenen Monaten vor allem Folgendes über Corona gelernt zu haben: Wir können das Virus nur besiegen, wenn wir Verantwortung füreinander übernehmen und achtsam miteinander umgehen. Verantwortung und Achtsamkeit – das sind auch zwei Schlagworte aus der biblischen Geschichte „von den klugen und törichten Jungfrauen“, die wir im 25. Kapitel des Matthäusevangeliums finden: Eine Gruppe junger Frauen bereitet eine Hochzeit mit vor. Alle warten auf den Bräutigam. Damit die Frauen ihm, wenn er abends eintrifft, mit ihren Lampen entgegen gehen können, müssen sie vorab Öl besorgen. Die einen nehmen ihre Verantwortung ernst und tun, was für sie gerade dran ist, die anderen kümmern sich nicht darum. Als der Bräutigam dann kommt, hält die eine Gruppe eine brennende Lampe in der Hand, die andere aber nicht. Sicher: Die Frauen aus dem erzählten Gleichnis können und müssen nicht die ganze Hochzeit vorbereiten, sondern sind für ihren Teil zuständig. Aber die Verantwortung und Achtsamkeit zeigt sich vor allem darin, vorausschauend zu handeln.

Ich selbst kann nicht festlegen, welche Regelungen und Schutzmaßnahmen für das ganze Land in den nächsten Tagen gelten sollen oder nicht. Sie und ich – wir können die Welt alleine nicht retten. Sie und ich können aber in dem Bereich Verantwortung übernehmen, der uns anvertraut ist.

Wenn sich das Bewusstsein durchsetzt, dass jeder und jede eine Verantwortung für die ganze Gesellschaft trägt, können wir die Infektionszahlen möglichst gering halten. Doch Verantwortung zu übernehmen, kostet Kraft und Mut. Es gibt da einen, der uns das schenken möchte: Es ist der, für den im Gleichnis der Bräutigam steht – Jesus Christus.

Pfarrer Stefan Wingen, Neumarkt-Hofkirche