Impuls für den Alltag: Problem oder Herausforderung?

Neumarkt (dbnm) - Katholische und evangelische Seelsorger bieten in der Neumarkter Presse und auf dieser Dekanatshomepage alle zwei Wochen kurze Impulse dazu, das eigene Leben mit dem christlichen Glauben zu gestalten.

Problem oder Herausforderung?

„Sie hat sich gemacht. Das hätte ich ihr nicht zugetraut!“. Das war das Fazit einer Bekannten, als ich mich mit ihr über eine ihrer Mitarbeiterinnen unterhielt. Aus einer gewissen Not heraus musste sie in ihrem Betrieb einer Frau eine recht verantwortungsvolle Aufgabe übertragen. Alle waren dann positiv überrascht, dass diese ihre Aufgaben nicht nur gut, sondern bravourös meisterte, am meisten wohl die Mitarbeiterin selbst! Im Gespräch mit meiner Bekannten, also der Chefin, wurde mir wieder einmal klar, dass wir an Herausforderungen wachsen können – auch wenn wir selbst es uns nicht zutrauen.

In der Bibel finden wir eine Erzählung, in der es auch um Zutrauen geht. In den katholischen Gottesdiensten hören wir diese Bibelstelle (1 Sam 3, 3b–10.19) als erste Lesung an diesem Sonntag. Der junge Samuel dient zusammen mit dem Hohenpriester Eli im Tempel. Nachts wird Samuel mehrmals geweckt und beim Namen gerufen. Er denkt, es wäre Eli gewesen. Samuel merkt gar nicht, dass es Gott ist, der ihn ruft. Dem Hohenpriester wird aber schnell klar, dass es Gott selbst sein muss, der den jungen Mann anspricht. Der Herr beruft diesen jungen Samuel schließlich zum Propheten – er traut ihm eine große Aufgabe zu.

Sehe ich selbst eine große Aufgabe, die vor mir liegt, eigentlich als ein Problem oder als eine Herausforderung? In uns steckt oft mehr, als wir von uns meinen. Samuel hätte es genauso wenig gewagt, seine Herausforderung anzunehmen, wie die Mitarbeiterin in der Firma meiner Bekannten. Durch den Impuls von außen, also das Zutrauen eines anderen, kamen beide dazu, über sich hinaus zu wachsen.

Es ist gut, dass Gott und manche Mitmenschen uns zu mehr fähig halten, als wir selbst es tun. Doch immer liegt es an mir, ob ich eine Aufgabe als ein Problem oder eine Herausforderung sehe. Und wenn wir uns unsicher sind, kann uns auch ein Gebet helfen, auf Gottes Beistand zu vertrauen.

Pfarrer Stefan Wingen, Neumarkt-Hofkirche