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02.09.2022

Glasnost und Perestroika - Zum Tod von Michail Gorbatschow

Foto: pixabay

„Glasnost“ und „Perestroika“ – diese beiden Begriffe verbinden wir sofort mit dem diese Wochen verstorbenen Michail Gorbatschow, dem ehemaligen Generalsekretär der KPdSU und letzten Präsidenten der Sowjetunion. „Transparenz“ und „Umbau“ heißen die beiden Pinzipien auf deutsch, nach denen der Politiker ab 1986 das kommunistische System reformieren wollte. In seinem eigenen Land war er in den letzten Jahren nicht allzu beliebt, weil wohl durch ihn und seine Reformpolitik der Glanz von weltweiter Macht, der außenpolitische Einfluss und die innerer Stabilität verloren gegangen sein sollen.  In Deutschland und vielen anderen Ländern der Welt war Gorbatschow aber populär, weil der den Mauerfall ermöglichte und der friedlichen Wende in der DDR und anderen sozialistischen Staaten des Ostens nicht im Weg stand. Eine Demokratie westlicher Prägung ist in Russland seither nicht entstanden, doch die nicht unumstrittenen Schritte zu einer Demokratisierung von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft waren von historischer Tragweite. Vor allem aber beendete er durch seine Abrüstungsverträge mit dem Westen den Kalten Krieg und erhielt dafür auch den Friedensnobelpreis.

Was mir im letzten Tagen  in einem Fernsehbeitrag über Gorbatschow besonders auffiel: Es gibt viele Aufnahmen von dem Politiker, wie er mitten unter den Menschen steht – umringt von Männern und Frauen auf der Straße, in Betrieben, ja selbst im Ausland. Immer suchte er das Gespräch und den Kontakt mit den Menschen des Alltags. Er konnte zuhören und gezielte Fragen stellen, interessierte sich für das Leben, für die Sorgen und Nöte des „kleinen Mannes“. Zu seinem reformunwilligen Parteiapparat ging er häufig auf Distanz. Der unmittelbare Dialog ist unersetzlich, wenn man etwas bewegen, verändern und  weiterentwickeln will. Reform kann nicht gelingen, wenn sie nur in den Amtsstuben angeordnet wird. Die Menschen wollen gehört, mitgenommen, eingebunden sein, wenn sie aufbrechen und sich verändern sollen, wenn sie neue Wege gehen müssen. Letztlich bringen sie sogar wichtige Erfahrungen, Ängste, Hoffnungen und Erwartungen, ja sogar Ideen und Lösungsansätze mit ein. Allemal gilt das, wenn die Menschen die wichtigste Ressource einer Einrichtung oder einer Gemeinschaft sind

Wie oft gibt es in der Politik, in Unternehmen und Kirchen Veränderungsprozesse, die von Consulting-Formen gemanagt, von bürokratischen Apparaten gesteuert oder vom Führungspersonal durchgesetzt werden? Wie wenig doch manches Mal die Betroffenen wirklich beteiligt sind! Reformen lassen sich nicht einfach nur durch Management und Verwaltung exekutieren. „Umbau“ gelingt wohl nur schwerlich ohne Beteiligung, zumindest nicht ohne den Dialog  und eine gewisse Transparenz und Nachvollziehbarkeit. Wer so (auch unpopuläre) Entscheidungen treffen muss, darf hoffen, verstanden, ernstgenommen und unterstützt zu werden. Vielleicht dürfen wir von Gorbatschows Reformen lernen, das der Selbsterhalt von Systemen und Apparaten eine schlechte Motivation sind, die Menschen, unsere Gesellschaft, ja unsere ganze Welt weiter zu entwickeln. Hören wir doch zu, fragen nach, reden, ringen, diskutieren, argumentieren, schweigen wir – es geht um uns alle!

Dekanatsreferent Christian Schrödl, Neumarkt/Habsberg


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"Dass uns Steine vom Herzen fallen" - Ostergruß 2022 der Dekanate Neumarkt und Habsberg

"Ausgeliefert?" - Impuls zum Gründonnerstag (14.4.2022)

"Neues, blühendes Leben sichtbar machen" - Impuls zur Karwoche (12.4.2022)

"Mehr als nur ein kurzer Spaß" - Impuls zum Palmsonntag (10.4.2022)

Die nächsten Termine

Dienstag, 23. Juli
Online-Seminar Öffentlichkeitsarbeit: Flyer/Plakate gestalten
Ort: ONLINE
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
Mittwoch, 07. August
15.00 Uhr
Trauercafé
Ort: Pfarrheim Kastl
Mittwoch, 04. September
15.00 Uhr
Trauercafé
Ort: Pfarrheim Kastl
Sonntag, 15. September
19.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt
Samstag, 21. September
19.00 Uhr
Orgel-Schnupperabend in Dietkirchen
Ort: Pfarrkirche St. Stephanus, Dietkirchen 8, 92367 Pilsach
Veranstalter: Pfarrverband Pilsach-Oberwiesenacker
Dienstag, 24. September
20.00 Uhr
Online-Seminar Öffentlichkeitsarbeit: Grafische Gestaltung
Ort: ONLINE
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
Montag, 30. September
20.00 Uhr
Online-Seminar Öffentlichkeitsarbeit: Fotografie
Ort: ONLINE
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
Mittwoch, 02. Oktober
15.00 Uhr
Trauercafé
Ort: Pfarrheim Kastl
Donnerstag, 10. Oktober
20.00 Uhr
Online-Seminar Öffentlichkeitsarbeit: Canva für Einsteiger
Ort: ONLINE
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
Donnerstag, 17. Oktober
20.00 Uhr
Online-Schulung Öffentlichkeitsarbeit: Canva für Fortgeschrittene
Ort: ONLINE
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
Sonntag, 27. Oktober
17.00 Uhr
Gedenkkonzert zu Ehren der Lauterhofener Korea-Missionare
Ort: Pfarrkirche St. Michael Lauterhofen
Veranstalter: Pfarrverband Lauterhofen
Sonntag, 03. November
13.30 Uhr
Kirchenführung Münster St. Johannes mit Schwerpunkt "Isenheimer Altar"
Ort: Münster St. Johannes Neumarkt
Veranstalter: Tourist-Information Neumarkt
Freitag, 08. November
17.00 Uhr
Einführung für LektorInnen
Ort: Dekanatszentrum St. Peter und Paul
Veranstalter: Katholische Erwachsenenbildung Neumarkt-Roth-Schwabach mit EBW Schwabach
Sonntag, 17. November
17.00 Uhr
Ökumenischer Gedenkgottesdienst für die im Klinikum Verstorbenen
Ort: Klinikkapelle Neumarkt
Veranstalter: Klinikseelsorge Neumarkt