Balance halten - Ein Impuls für den Alltag

Auf dem Kalenderblatt in unserer Küche steht folgender Spruch: „Das Leben ist am schönsten, wenn es einen zur Ruhe kommen lässt!“. Ein schöner Spruch, dem ich jedoch nicht ganz recht geben will. Nach den Corona-JJahren ist es schön, das Leben in vollen Zügen und mitten im Getümmel zu erfahren. Wir mussten lange auf Events und gemeinsame Feiern verzichten. Wie sehr freuten sich diese Woche die Berchinger auf ihren Rossmarkt, Menschen rund um Dietfurt fiebern dem Chinesen-Fasching am kommenden Donnerstag entgegen, Begegnungen auf privaten Feiern, lassen uns aufleben, wir genießen kulturelle Veranstaltungen.

„Das Leben ist am schönsten, wenn es einen zur Ruhe kommen lässt!“? Nein, wenn wir im Gespräch mit anderen sind, gemeinsam Erlebnisse teilen und Kultur erfahren dürfen, dann ist es doch am schönsten – oder? Eigentlich schon, doch da gibt es immer häufiger die Stimmen, die meinen, dass ein kurzer Lock-Down doch schon mal wieder schön wäre: Zeit für sich und die engste Familie, Zeit für Ruhe. So sehr wir uns nach dem Trubel sehnten und die langen Lock-Down-Zeiten viele Entbehrungen und Einbußen mit sich brachten – das Leben war auch schön, als es uns zur Ruhe kommen ließ.

Wenn ich merke, dass ich wieder mehr Ruhe benötige, summe ich oft unbewusst einen Kanon von Gerhard Krombusch und Ludger Edelkötter vor mich hin: „Zeit für Ruhe, Zeit für Stille, Atem holen und nicht hetzen, unser Schweigen nicht verletzen. Lasst uns in die Stille hören.“ Sobald ich es einige Male wiederholt habe, bemerke ich eine innere Ruhe, welche sich in mir ausbreitet. Vielleicht muss es kein ganzer Lock-Down sein, sondern bewusste Ruhezeiten im hektischen Treiben. Achten wir darauf, dass wir die Balance halten können, denn das Leben ist am schönsten, wenn es uns beides gibt.

Barbara Wittmann, Religionslehrerin i.K., Berching